Dramasucht - Der Kick in Beziehungen

Hast du immer wieder Beziehungen, in denen sich Streit und Versöhnung abwechseln oder die am Anfang sehr aufregend und emotional waren und im Drama endeten oder empfindest du gesunde, nicht toxische Beziehungen als langweilig? Dann könnte es gut sein, dass du dramasüchtig bist. Bekannte Beispiele solcher Beziehungen sind die Beziehung von Johnny Depp und Amber Heard, Whitney Houston und Bobby Brown oder Sid Vicious und Nancy Spungen.

Wie entsteht Dramasucht?

Wenn du über einen langen Zeitraum - vor allem in der Kindheit -  sehr viel Stress ausgesetzt warst, dann wurde dein Gehirn immer wieder mit Adrenalin und Endorphinen überflutet. Denn jedes Mal, wenn wir Stress und andere starke Gefühle empfinden, schüttet unser Körper sowohl Adrenalin als auch Endorphine aus, die ähnlich wie Heroin wirken.

Wenn du lange Zeit psychischem Stress ausgesetzt warst, empfindet dein Nervensystem dies mit der Zeit als Normalzustand. Dieser Zustand ist dir vertraut und du versuchst unbewusst, ihn aufrechtzuerhalten, denn wir halten sehr stark an Gewohntem fest, selbst wenn das Gewohnte uns überhaupt nicht gut tut. Jede Abweichung von dem vermeintlichen Normalzustand wird dann als Bedrohung wahrgenommen. Dann versucht du, dir einen Kick zu holen, zum Beispiel durch gefährliche Sportarten oder durch Streit oder übersprudelnde Gefühle in Beziehungen.

Drama in Beziehungen

Beziehungen sind ideal für das große Drama, da sie uns ganz besonders triggern. In der Regel ist die Dramasucht durch unsere erste wichtige Beziehung entstanden, nämlich der zu unseren Eltern oder Pflegepersonen. Diese Erfahrungen und Prägungen nehmen wir in alle unsere späteren Beziehungen mit.

Wenn du dramasüchtig bist, empfindest du eine gesunde, nicht toxische Beziehung oft als langweilig. Daher suchst du dir lieber eine Beziehung mit großen Gefühlen, Drama, starken Aufs und Abs, Streit, Tränen und großen Versöhnungen. In einer Beziehung, in der beide Partner sich selbst genug sind, den anderen nicht dafür (miss)brauchen, ihre Leeren zu füllen und ihre Bedürfnisse zu erfüllen, in der beide Partner auf Augenhöhe und nicht voneinander abhängig sind, sind solche Dramen selten. Manche glauben, dann sei die Liebe nicht so stark. Das Maß an Drama hat aber mit der Stärke der Liebe nichts zu tun.

Was kann ich gegen Dramsucht tun?

Der erste Schritt ist, zu wissen, dass diese Dynamik existiert und zu erkennen, dass du betroffen bist. Der Ausweg ist, wie bei jeder Sucht, der Entzug.

Beginne damit, dich selbst zu beobachten und versuche dann, dir immer wieder bewusst zu werden, wenn du nach Drama suchst. Wenn du dich dann sehr entspannst, dann ist das auf körperlicher Ebene ein Entzug. Da dein Körper an die Stresshormone gewöhnt ist, will er seinen Hormoncocktail wiederhaben und dann bringt dich dein Nervensystem dazu, irgendetwas zu tun, um dich wieder in Stress zu versetzen, zum Beispiel indem du dir und anderen immer wieder deine stressigen Geschichten erzählst und sie somit immer mehr selbst glaubst oder indem du dir einen toxischen Partner suchst oder große Risiken eingehst. Das heißt also, du musst ganz besonders auf der Hut sein und deinem Körper die Stresshormone verweigern, so wie sich ein Alkoholiker dazu zwingen muss, nicht zum Alkohol zu greifen.

Wie kann ich das konkret tun?

Indem du dein Nervensystem mehr und mehr beruhigst und somit deinen Körper mehr und mehr von Stresshormonen entwöhnst. Dann brauchst du auch immer weniger dramatische Beziehungen, um dir einen Kick zu holen.

Der Entwöhnungsprozess sollte möglichst achtsam und nicht übereilt stattfinden. Nimm immer wieder wahr: Was fühle ich? Brauche ich einen Kick? Kann ich es aushalten, keinen Kick zu bekommen? Kann ich mich entspannen? Kann ich diese Entspannung genießen, halten? Ist mir langweilig ohne diesen Kick? Kann ich diese Langeweile aushalten oder sogar genießen? Sei geduldig mit dir und setze dich nicht unter Druck, denn das verursacht wiederum Stress.

Hier ein paar Tipps, wie du deinen Parasympathikus aktivieren kannst, der für die Entspannung deines Nervensystems zuständig ist und wie du Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol abbauen kannst:
- Tiefes Atmen in den Bauch, dabei länger ausatmen als einatmen
- Lachen, Lachyoga
- Schwimmen
- Meditationen
- Stressige Gedanken mit The Work überprüfen
- Qi Gong/Tai Qi
- Körperkontakt
- Kontakt zu Tieren
- Bestimmte Yogaübungen
- Heilpflanzen wie Johanniskraut, Baldrian, Aschwaghanda.

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